Autore:nicolecaola

Die unermüdliche Leidenschaft des Marco Zappa

Was Marco Zappa am Herzen liegt, ist der Mensch. Mit seinen neuen Liedern denkt der Tessiner Cantautore über die Gegenwart nach. Erinnerungen, Reisen und Begegnungen sind alles Quellen seiner Inspiration. Begeistert, erzählt Zappa von seiner Karriere: Fünf Jahrzehnte reiner Leidenschaft.

1967-2017: Marco Zappa feiert mit dem neuen Album «PuntEBarrier»

Marco Zappa, Sie beschäftigen sich mit Musik seit 1967: 50 Jahre sind eine sehr lange Zeit. Wie können Sie das Gefühl beschreiben, auf der Bühne aufzutreten? 

Es ist immer ein wunderschönes Gefühl. Ich suchte schon immer den direkten Kontakt mit dem Publikum. Heute, 50 Jahre nach meinem ersten Lied, habe ich mir langsam einen Namen gemacht: Es ist für mich ganz wichtig, mein Publikum nicht zu enttäuschen.

Hat sich im Laufe der Zeit etwas verändert?

Vor 50 Jahren war das Musikangebot sehr beschränkt. Es gab nicht so viele verschiedene Gruppen wie heute. Das Publikum war deshalb sehr neugierig und interessierte sich für neue Musik. Heute muss man sich die Aufmerksamkeit des Publikums erwerben. Früher musste ein Musiker das nicht. Dadurch waren die Begegnungen spontaner.

Wo finden Sie die Motivation für das Komponieren?

Alles was ich täglich erlebe, alles was ich höre, alles was ich lese, alles treibt mich zum Komponieren an. Meine Musik erzählt von mir: Man kann die wichtigsten Momente meines eigenen Lebens dank meinen Alben zurückverfolgen. Ausserdem spiele ich ungewöhnliche akustischen Instrumente, wie Bouzouki (Griechenland), Basprim (Serbien), Laute (Kreta), Klarinette und Cifteli (Albanien) oder Sitar (Indien): Ich probiere immer gerne neue Kombinationen von Instrumenten aus.

Cantautore sein in der heutigen Zeit: Ist es nicht schwierig?

Cantautore sein ist heute sicher nicht einfach. Man braucht viel Zeit, um ein Lied vom Anfang bis zum Ende zu komponieren. Man braucht viel Zeit, um einen echten Text zu schrei- ben. Man braucht viel Zeit, um dem Publikum Qualität zu bieten. Das Problem ist, dass wir heute keine Zeit mehr haben: In der aktuellen Gesellschaft haben wir nicht einmal mehr Zeit, um zu denken. Aber ich suche und finde sie immer!!!

Sie feiern ihr 50-Jahr-Jubiläum auf der Bühne am 14. März in Bellinzona. Wiesofeiern Sie auch in Zürich?

Am 22. und 23. März werde ich in Zürich spielen: Die «Lebewohlfabrik» ist der ideale Ort, in der man einen direkten Kontakt mit dem Publikum haben kann. Ich spiele immer gern dort und im Allgemeinen in der Stadt Zürich, wo den Musikern viele Möglichkeiten geboten werden.

Ihr neues Album heisst «PuntEBarrier» (Brücke und Barriere): Woraus ist die Idee für dieses Thema geboren?

Die Idee fiel mir dank der Eröffnung des Alp Transit ein: Der Tunnel eröffnet neue Verbindungen aber gleichzeitig stellt er neue Barrieren auf. Die Reise, das heutige Problem der Immigration, die Distanz zwischen der jungen und der alten Generation sind alles aktuelle Themen, die im neuen Album behandelt werden.

Was meinen Sie genau mit «Distanz zwischen der jungen und der alten Generation»?

Ich habe das Gefühl, dass das Alter stärkere Barrieren als die geografische Entfernung errichtet. Ich verstehe mich auch besser mit Gleichaltrigen, die in der Ferne leben, als mit Jugendlichen meines eigenen Landes. Das Lied «BoccéttDaVedro» erzählt zum Beispiel von meinen Schulpausen – das ist schon lange her. Als Kind spielte ich immer gerne mit «biglie» (Kugeln): Meine Generation erinnert sich sicher an die schmutzigen Hände wegen dieses Spiels. Die Hände der heutigen Generation sind dagegen sauber, damit die Jugendlichen besser auf dem Handy herumtippen können.

Wieso ist das Reisen so wichtig?

Unser eigenes Leben ist eine Reise. Ich wohne im Tessin: Hier haben wir alles. Trotzdem kann nur das Reisen unsere natürliche Neugier befriedigen. Reisen bedeutet, mit anderen Kulturen in Verbindung zu treten. Wenn ich im Ausland bin, spiele ich oft mit Einheimischen zusammen: Darum fühle ich mich nie fremd und lerne immer Neues. Man kann nie weggehen, ohne etwas gelernt zu haben. Ich bin der Meinung, dass das Reisen notwendig ist, um das eigene Land verstehen und auch schätzen zu können.

Sie singen auf Italienisch sowie im Tessiner Dialekt, auf Schweizerdeutsch, Griechisch, usw. Welche Rolle spielt die Sprache beim Singen?

Der Text eines Liedes ist für mich grundsätzlich: Die Zuhörer müssen verstehen können, was ich ihnen sagen will. In meinen Liedern spreche ich über aktuelle, politische und kulturelle Themen. Die Sprache, der Text, die Instrumente und die Arrangements müssen gut zusammengestellt sein, damit die Zuhörer von der Musik transportiert werden können. Die Sprache ist auch ein Instrument.

Sie sind schon viel gereist und haben mit zahlreichen Musikern gespielt. Haben Sie noch einen geheimen Traum ? 

Was ich gerade mache, erfüllt mir meinen Traum. Ich habe ausserdem schon wieder neue Lieder im Kopf: Das erlaubt mir, den Kontakt mit meinem Publikum zu bewahren. Das ist, was ich in den letzten 50 Jahren gemacht habe und alles, was ich in der Zukunft machen werde: Meine Musik voranbringen.

Mittwoch, 22. März, und am Donnerstag, 23. März, jeweils 20 Uhr werden «Marco- Zappa&Friends» auf der Bühne des Jazz- und Kulturclubs «Lebewohlfabrik» auftre- ten. Weitere Infos über Marco Zappas Tournee unter: www.marcozappa.ch

Questo articolo è stato pubblicato su Züriberg